Kalisalzbergbau in
Ronnenberg : Vom Schacht Hermann zur Saline Benthe
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Wenn man vom Kalisalzbergbau in Ronnenberg spricht, stehen im Blickpunkt der Öffentlichkeit zunächst immer die
Kalisalzbergwerke Albert in Ronnenberg und Hansa in Empelde. Weniger bekannt sind die Aktivitäten der Kaliwerke Benthe AG u.a. mit dem Bau der Saline Benthe, in der Steinsalz durch Aussolung und das anschließende Versieden der Salzsole gewonnen wurde. Die relativ kurze Geschichte des Kaliwerks Benthe und der späteren Saline Benthe ist beispielhaft für die wirtschaftlichen und technischen Turbulenzen des Kalibergbaus im Raum Hannover zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mit dem Erwerb von Abbauberechtigungen für Kalisalz und später auch mit dem Handel der Kuxe (Anteilscheine) war zu der Zeit viel Geld zu verdienen - und auch wieder zu verlieren. Deshalb wechselten oft die Investoren und mit der jeweiligen Zusammensetzung der Investoren änderten sich auch- typisch für diese Zeit- die Gesellschaftsformen der Bergbaufirmen. So wurde aus der am 25. Oktober 1895 gegründeten Kalibohrgesellschaft Benthe im Februar 1897 erst die bergrechtliche Gewerkschaft Wallmont und dann 1901 die Kaliwerke Benthe AG. Deren Geschichte beginnt schon am 23. August 1894 mit dem Abbauvertrag zwischen dem Bergwerksunternehmer Dörfer - der übrigens auch mit den Ronnenberger Grundbesitzern Verträge zum Abbau von Kalisalzen abschließt - und den Benther Grundbesitzern. Als Bergbaugerechtsame standen 1200 Morgen in der Gemarkung Benthe zur Verfügung. Zur Vorbereitung des Schachtbaus brachte man von 1894 bis 1898 westlich und östlich der Ortslage Benthe insgesamt 5 Tiefbohrungen nieder, von denen ausgerechnet die erste Bohrung vom Oktober 1894 keine abbauwürdigen Kalilager antraf, aber in den vier weiteren Bohrungen konnten gute Kalilager nachgewiesen werden.
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Am
12. April 1899 begann man auf dem Bohrloch V östlich der heutigen
Gärtnerei Behre, mit dem Abteufen eines Schachtes. Er erhielt den Namen
Hermann. Bereits am 17. Oktober 1899 erreichte man bei 163 m das Steinssalz unterhalb des Gipshutes, in dem der Wasserabschluss des Schachtes errichtet werden sollte. Noch am gleichen Tag traten im Gipshut Laugezuflüsse auf, die bald bis auf 42 m Schachtteufe hochstiegen. Trotz der Schwierigkeiten bohrte man den ersoffenen Schacht weiter nach einem besonderem System (Kind-Chaudron) ab und betonierte die Schachtsohle als Wasserabschluss bei 204 m. Nach entsprechender Erhärtungszeit der Schachtsohle begann man am 28.Mai 1901 mit dem Sümpfen des Schachtes, versah den Schacht auch schon mit Einstrichen und Fahrbühnen. Nachdem man die Abteufarbeiten weitertrieb, erfolgte am 14. und 15. Oktober bei 238 m ein erneuter Laugeneinbruch, der den Schacht abermals ersaufen ließ. Diese Zuflüsse konnten nur mit großem technischem und finanziellem Aufwand beherrscht werden. Letztlich scheiterte trotz aller Anstrengungen der dauerhafte Wasserabschluss im Schacht. Die in den Schacht eingedrungene Salzsole stieg bis auf 41 m unter der Erdoberfläche. An eine bergmännische Salzgewinnung war nicht mehr zu denken und der Schacht musste aufgegeben werden. Das investierte Kapital von 2,5 Mio. Mark war verloren. Die Kaliwerke Benthe AG wollte danach die von der Bergbehörde erteilte Genehmigung zur Gewinnung der wertvollen Kalilager dazu zu nutzen, die Aussolung der Lagerstätte durch Bohrungen von über Tage zu erreichen. Diese Bemühungen scheiterten am Einspruch der benachbarten Kaliwerke Albert in Ronnenberg und Hansa in Empelde, deren Bedenken sich auch die Bergbehörde anschloss. Man befürchtete gefährliche Einwirkungen auf den Betrieb der anderen Werke. Die Überlegungen zur weiteren Nutzung der Lagerstätte führten dann schließlich zum Bau der Saline Benthe, die im Mai 1902 ihren Betrieb aufnahm. Aus dem ursprünglich geplanten Kalibergwerk war eine Saline geworden. Die für die Siedesalzerzeugung notwendige Sole pumpte man aus dem Schacht Hermann. Bereits 1904 stellte die Saline mit 100 Beschäftigten15 500 Tonnen Siedesalz her. Zum Abtransport des Salzes von der Saline wurde 1902 eigens eine Grubenanschlussbahn vom Bahnhof Ronnenberg nach Benthe mit einem Abzweig zum Kaliwerk Hansa in Empelde fertig gestellt. Nach anfänglichen Erfolgen kämpfte man trotz immer wieder ermäßigter Preise mit großen Absatz- schwierigkeiten. Nach 12 Jahren wechselvoller Geschichte, stellte man im Mai 1911 den Betrieb der Saline ein. 1913 unternahmen die Kaliwerke Benthe AG nochmals einen Versuch, mit einem Schacht an die Lagerstätte zu gelangen. Der erste Weltkrieg verhinderte jedoch die Ausführung des Planes. 1924 wurde noch eine Soleleitung vom Kaliwerk Ronnenberg zum Schacht Herman verlegt, um die Restlaugen der Chlorkaliumfabrik Ronnenberg zur Entlastung der Vorflut in den Schacht zu leiten. Während des 1. Weltkrieges wurden die Gebäude der Saline zur Befüllung von Granaten genutzt. 1920 übernahmen die Alkaliwerke Ronnenberg AG, aus der 1923 die Kali-Chemie AG hervorging, ein Viertel der Aktien der Kaliwerke Benthe AG mit ihrem umfangreichen Besitz von Abbaugerechtsamen in der Gemarkung Benthe. Die Saline wurde jetzt endgültig stillgelegt und die Gebäude abgebrochen. Vor dem zweiten Weltkrieg entbrannte um den Besitz der wertvollen Kalilagerstätte ein heftiger Streit zwischen der Salzdetfurth AG, der das Kaliwerk Hansa gehörte, und der Kali-Chemie AG mit dem Werk Ronnenberg, der schließlich mit einem Kompromiss endete: Der nördliche Teil der Lagerstätte zwischen Benthe und Badenstedt wurde dem Kaliwerk Hansa zugeschlagen. Die wertvolle Kalilagerstätte bildete in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis zur Stillegung 1975 die Rohstoffbasis für das Kaliwerk Ronnenberg. |
Kaliwerk Benthe 1901 Gebäude der Saline Benthe Abbruch des Schornsteins der Saline |
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