Kalisalzbergbau in Ronnenberg Geschichtlicher Abriss                                                             
Beginn des Kalisalzbergbaus auf dem Gebiet der heutigen Stadt Ronnenberg

Auf das Vorhandensein von Salz in der Region Badenstedt – Empelde hatte schon 1778 der Königlich Hannoversche Hofbotaniker Friedrich Erhardt hingewiesen. Er hatte in der Nähe von Badenstedt salzliebende Pflanzen entdeckt. Ab 1831 wurde in der Saline Egestorffshall in Badenstedt und Georgenhall (1833) in Davenstedt Salzsole gefördert und daraus bis 1968 Siedesalz hergestellt.
 
Die erste Tiefbohrung zur Erkundung der Kalilagerstätten des Benther Salzstocks wurde 1894 durch die bergrechtliche Gewerkschaft Hansa-Silberberg in Empelde niedergebracht. Weitere Tiefbohrungen in Weetzen und Ronnenberg trafen die gesuchten Kalilager gleichfalls in Erfolg versprechender Qualität an.
 
Der Bau des ersten Kalibergwerkes begann am 7. November 1896 mit dem ersten Spatenstich zum Abteufen von Schacht Hansa I der Gewerkschaft Hansa – Silberberg in Empelde. Vom Beginn der Teufarbeiten bis zur Aufnahme der Förderung im April 1908 vergingen 12 Jahre.
 
Am 28. März 1898 begann in Ronnenberg der Kalisalzbergbau mit dem Abteufen von Schacht Albert. Weitere Schächte wurden in Benthe, Schacht Hermann 1899, und in Weetzen, Schacht Deutschland 1904, in Angriff genommen.
 


Besuchergruppe vor dem Teufgerüst Schacht Albert
Ronnenberg 1901

Fördergerüst am Schacht Albert
Das Niederbringen der Schächte war mit großen Schwierigkeiten verbunden.
Mehrere Wassereinbrüche erschwerten die Teufarbeiten von Schacht Albert in Ronnenberg.  Der Schacht „ersoff“ mehrmals. Nur durch den Einsatz großer Pumpen konnte der Wasserzufluss von bis zu 20 m³/min gestoppt werden. Durch das Abpumpen dieser großen Wassermengen aus dem Schacht versiegten in Ronnenberg zahlreiche Brunnen.
Nach einer Teufzeit von fast 8 Jahren nahm am 6. Dezember 1905 das Ronnenberger Werk die Förderung auf.


Am 29. Dezember 1904 begann die Gewerkschaft Deutschland mit dem Abteufen des Schachtes Deutschland in Weetzen. 1911 wurde eine untertägige Verbindung zwischen dem Schacht Albert in Ronnenberg und dem Schacht Deutschland in Weetzen hergestellt. Ab 1913 wurde auch das Grubenfeld der Gewerkschaft Deutschland von den Alkaliwerken Ronnenberg übernommen.

Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Ronnenberg befanden sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts 4 Bergwerksbetriebe:

-          das Kaliwerk Ronnenberg der Alkaliwerke Ronnenberg AG in
            Ronnenberg mit dem Schacht Albert,

-          das Kaliwerk Deutschland der Gewerkschaft Deutschland in
           Weetzen mit dem Schacht Deutschland,

-          das Kaliwerk Hansa - Silberberg der Gewerkschaft Hansa –
           Silberberg in Empelde mit den Schächten Hansa I und Hansa II

-          die Kaliwerke Benthe Aktien – Gesellschaft in Benthe mit
           Schacht Hermann, dort wurde eine Saline betrieben.                                 
                                                                                                                                                           Gebäude der Saline am Schacht Hermann
Veränderungen im wirtschaftlichen und gemeindlichen Leben der Gemeinden Ronnenbergs

Mit dem Beginn des Kalibergbaus begann in den davon betroffenen Gemeinden ein Umbruch des wirtschaftlichen und gemeindlichen Lebens.  Die neu zugezogenen Bergleute benötigten Wohnraum, der in den von der Landwirtschaft geprägten Gemeinden nicht zur Verfügung stand. Er musste von den Bergwerksgesellschaften geschaffen werden.
1906 waren in Ronnenberg die ersten Häuser für Belegschaftsmitglieder an der nördlichen Seite der Gehrdener Straße erbaut. Auch in den anderen Orten des Stadtgebietes entstanden Wohngebäude für die Beschäftigten. In Weetzen wurden die Häuser an der Bröhn- und Bergmannstraße hierfür errichtet.

Durch den Zuzug der Bergleute stieg die Bevölkerungszahl in Ronnenberg von 1 050 Einwohnern im Jahr1885 auf 1 503 Einwohner im Jahr 1905.
Dieser Anstieg der Bevölkerung bereitete der Gemeinde Ronnenberg erhebliche finanzielle Probleme. Das Kaliwerk musste sich verpflichten, Armen- und Schullasten, die sich durch den Zuzug der Bergleute ergaben, zu übernehmen.
Andererseits brachte die Ansiedlung der Gemeinde aber nicht unerhebliche Steuereinnahmen, den Grundeigentümern durch den Förderzins zusätzliche Einnahmen und nicht zuletzt durch neue Arbeitsplätze einen Zuwachs an Kaufkraft. Auch die Wasserversorgung der Gemeinde wurde im erheblichen Umfang vom Kaliwerk geleistet. Aus den Brunnen zwischen Ronnenberg und Weetzen wurde Grundwasser zum Wasserturm auf dem Werksgelände gefördert und von dort in das örtliche Leitungsnetz eingespeist.

Die Kalisalzförderung begann am 6. Dezember 1905.
Die für den Betrieb des Werkes erforderlichen Bauten, wie Fördermaschine, Kesselhaus, Salzschuppen und Verladeeinrichtungen, waren schon während des Schachtabteufens errichtet worden. Für die Belegschaft entstanden im Jahr 1907  22 Wohnhäuser mit insgesamt 84 Wohnungen.

Im September 1903 begann der Bau einer Chlorkaliumfabrik zur Aufbereitung der Kalisalze in Ronnenberg.  Die dabei anfallende Salzlauge musste mit einer
7 km langen Rohrleitung in die Fösse abgeleitet werden. Diese sog. Fösseleitung wird heute noch benutzt, um die Abwässer der Ronnenberger Halde in einen größeren Vorfluter zu leiten.


Aufgrund der günstigen wirtschaftlichen Entwicklung des Kaliwerkes gingen die Kaliwerke Benthe AG mit dem Schacht Hermann (1923) und die Gewerkschaft Deutschland mit der Schachtanlage Deutschland in Weetzen (1913) in den Besitz der Alkaliwerke Ronnenberg über.
1928 wurde die Alkaliwerke Ronnenberg AG von der Kali-Chemie AG, Hannover, übernommen.
 
Mit ständiger Erweiterung und Modernisierung konnte die Förderung bis zum Jahr 1927 auf fast 225 000 t Kalisalz gesteigert werden.
 
Der jahreszeitlich unterschiedliche Verkauf des Kalidüngers an die Landwirtschaft führte immer wieder zu Fördereinschränkungen auf den Werken.
Dieser saisonartige Betrieb bedingte Kurzarbeit und Entlassung und damit verbunden Einkommenseinbußen für die Belegschaft.
Dies führte sogar zu einem Streik. So marschierte am 14.04.1920 ein demonstrierender Zug von 150 Bergleuten aus Weetzen und Ronnenberg von Empelde über Benthe nach Ronnenberg.
 
Von der Wirtschaftskrise der 20er Jahre blieb auch das Kaliwerk nicht verschont. Im Inflationsjahr 1922 musste das Papiergeld körbeweise von einer Druckerei aus Hannover geholt werden, um die Lohngelder auszuzahlen. Einige Exemplare sind noch heute im Heimatmuseum vorhanden.

 
Von der Handarbeit bis zur Anwendung moderner Technik

Die Arbeit im Kalibergbau war in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts geprägt von der Handarbeit.  Das gewonnene Kalisalz wurde in Förderwagen  geschaufelt.
Ein Bergmann musste in einer Schicht von 8 Stunden 12-15 Förderwagen mit einem Fassungsvermögen von je  800 Liter füllen.
 
Der Einsatz von Schrappern in den 30er Jahren erleichterte diese schwere körperliche Arbeit.

Die zum Beginn der 60er Jahre einsetzende technische Entwicklung  führte zu einer starken Betriebskonzentration. Damit verbunden waren eine massive Erhöhung der Produktion und ein starker Rückgang der Beschäftigtenzahl. Durch die konsequente Anwendung dieser neuen Technik fiel bis zum Jahr 1970 die Zahl der Beschäftigten auf 400 und die jährliche Fördermenge stieg auf  700 000 t.   Bis 1974, im letzten Jahr der Förderung, konnte die Fördermenge auf 840 000 Tonnen gesteigert werden.

    Schaufelarbeit im Salzbergbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts
 




  Steinsalzverladung am
  Schacht Deutschland
  in Weetzen
Steinsalzförderung in Weetzen

Eine Episode blieb die im Jahr 1971 aus dem Grubenfeld Deutschland in Weetzen aufgenommene Steinsalzförderung.
Im Baufeld des Schachtes Deutschland in Weetzen standen die hierfür notwendigen hochwertigen Steinsalzvorräte an.
Bis zur Einstellung der Steinsalzförderung im Jahr 1974 wurden in Weetzen insgesamt 590 000 Tonnen Steinsalz  für Abnehmer in der chemischen Industrie und zur Kupferverhüttung gefördert.
Das Ende des Bergbaus

Ein Laugeeinbruch im Grubenbetrieb erzwang im Jahr 1975 die Stillegung des Kaliwerkes Ronnenberg. Es wurde am 31. Dezember 1975 als letztes Kalibergwerk auf dem Benther Salzstock stillgelegt. Das Werk in Empelde war schon 1973 aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt worden.
Durch den Wassereinbruch strömten etwa 7 Millionen m3 Wasser in die Grube.
Das schnelle Absinken der Grundwasserstände führte an der Erdoberfläche zu erheblichen Schäden an Gebäuden und Straßen.
Einzelne Gebäude sackten bis zu 70 cm ab. Häuser mussten geräumt, Straßen in Ronnenberg und Benthe gesperrt werden. Über 800 Schäden an Gebäuden wurden gemeldet. Zum Glück kamen trotz der erheblichen Schäden an Gebäuden und Straßen keine Menschen zu Schaden.


     Senkungserscheinungen in der Kolberger Straße in Ronnenberg
                                                                                                                                                                                  zurück